Borgward: Eine gigantische Existenzgründung

Die Ankündigung der Rückkehr des Automobilherstellers Borgward ist zwar einerseits reizvoll, andererseits frage ich mich, wie eine solch gigantische „Existenzgründung“ finanziert werden kann.
Borgward, ein Autohersteller aus der deutschen „Wirtschaftswunder-Zeit“, musste im Jahr 1962 Insolvenz anmelden. Im einstigen Borgward PKW-Werk in Bremen baut Mercedes-Benz heute die SLK-, SL- und C-Klasse.
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Ein Markenname, der in Deutschland bekannt ist, ist das gesamte „Kapital“, das der Borgward-Enkel in die Firma einbringen kann. Es gibt kein Autowerk, keine Logistik, keinen Vertrieb – nichts!

Schaut man sich an, dass die Daimler AG aktuell 500 Mio Euro für ein Werk in den USA investiert um ein Werk für den „Sprinter“ zu bauen, wirken die 260 Mio, die Borgward in Stuttgart investieren möchte doch eher „klein“. Denn Daimler baut dort „nur“ den Sprinter – keine 800.000 Fahrzeuge verschiedener Baureihen.

Natürlich gibt es Beispiele – siehe „Mini“ – bei dem „alte Namen“ neu belebt wurden. Allerdings hängen diese als – neudeutsch – „Submarke“ an einem Konzern, der auf die komplette Logistik eines Autoherstellers zurückgreifen kann.

Borgward soll aber komplett selbst entwickelte Autos aus dem „Nichts“ auf die Straße bringen und davon bis zum Jahr 2020 800.000 Fahrzeuge verkaufen?

Also, wer mal ein modernes Auto-Werk angeschaut hat, kann sich das kaum vorstellen. Auch das Zahlenspiel malt mir ein Fragezeichen ins Gesicht:
Mercedes-Benz verkaufte 2014 rund 2,5 Millionen Autos – allerdings mit einer weltweit über Jahrzehnte aufgebauten Produktions- und Vertriebslogistik. Und mit einem Markennamen, der über Deutschland hinaus eine hohe Bekanntheit hat. Rund ein Drittel dieser Stückzahl soll eine international unbekannte Marke in sechs Jahren schaffen?

Das erforderliche Kapital dafür kann unmöglich ein Privatmann wie der Borgward-Enkel aufbringen. Für das Unternehmen musste er also Kapitalgeber suchen und – wie jeder Existenzgründer – einen Businessplan vorlegen, in dem sein Vorhaben dargelegt wird – und das Geldgeber überzeugt hat.

Da aber bisher nur große Zahlen und Ankündigungen von der neuen Borgward AG veröffentlicht wurden, aber nichts „handfestes“ wirkt das alles ein wenig „märchenhaft“.

Also, nicht dass ich das Herrn Borgward nicht gönne – mir fehlt schlicht die Vorstellungskraft, dass das möglich sein soll. Aber die Gelder für die astronomischen Kosten, die für ein Autowerk aus dem Nichts, Entwicklungskosten (es soll ja nicht auf die bestehende Plattform eines anderen Herstellers zurückgegriffen werden), für das Marketing oder für den Aufbau eines weltweiten Vertriebsnetzes nötig sind, müssen ja entweder eine Rendite für Investoren abwerfen oder zurückbezahlt werden (Kredite).

Was bedeutet das für Sie als Existenzgründer?

Wenn Sie ein Unternehmen gründen, reichen bunte Bilder und große Ankündigungen nicht, wenn Sie keinen „großen“ Namen haben, der stärker strahlt als die Fragen, die man sich stellen kann.

Sie sollten darauf vorbereitet sein, dass sie Kreditgeber oder Investor fragt, wo Sie das Werk bauen möchten, wie Sie in kurzer Zeit die Technologie zur Verfügung haben möchten, die für Ihr Projekt nötig ist, wie das Produkt dann auf welchen Märkten verkauft werden soll und wer dieses kaufen soll.
Das von Borgward angepeilte „bezahlbare Premiumsegment“ ist von VW, BMW, Audi und Mercedes eigentlich stark besetzt mit deutschen Herstellern – ob die sich einfach 800.000 Autos vom „Kuchen“ abnehmen lassen ist auch noch fraglich – vor allem, da diese bis 2020 ihrerseits alle neue Absatzrekorde anstreben.
Die Luft wird also enger – und die vorhandenen Hersteller haben allesamt eine gut gefüllte „Kriegskasse“

Bitte nicht falsch verstehen:

Es kann ja durchaus sein, dass es für alle Zweifel, die sich mir aufdrängen die Antworten heute schon gibt. Allerdings wundert mich, dass diese offenbar nicht kommuniziert wurden.

Wenn Sie aber Existenzgründer sind, stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Banker weniger begeistert als die Presse über Borgward ist sondern in erster Linie wissen möchte, wie Kredite in Zukunft zurückbezahlt werden können.
Und dann sollten Sie Antworten haben…